Diakonie ist ein Phänomen!

Einrichtungen der Diakonie – Altenheime und ambulante Pflege, Beratungsstellen, Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, Krankenhäuser, Kindertagesstätten und vieles mehr – sind an ihrem Markenzeichen erkennbar, dem weißen Kronenkreuz auf blauem Grund.

Was verbirgt sich hinter Diakonie?

Bitte wählen Sie unter den folgenden Schlagworten und Sie gewinnen einen Eindruck!

Wohlfahrtsverband

Diakonie ist heute ein großer Wohlfahrtsverband mit Trägern und Einrichtungen sozialer Arbeit. Damit ist sie ein wesentlicher Teil des Gesundheitswesens und des Sozialmarkts in Deutschland. Diakonie ist darüber hinaus europaweit und international organisiert.

διακονία

Das griechische Wort für Diakonie ist ein biblischer Begriff aus dem Neuen Testament. Diakonie als Dienst am Nächsten ist ein Auftrag für Christinnen und Christen.

Gesundheitswesen

Diakonie ist in vielen Arbeitsfeldern tätig - Krankenhäuser, ambulante und stationäre Pflege, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Beratungsstellen u.a.m. Sie bietet Hilfen für Menschen in unterschiedlichsten gesundheitlichen und sozialen Notlagen. Diakonische Einrichtungen arbeiten gemeinnützig; erwirtschaftete Gewinne werden in den Erhalt und Ausbau der Arbeit investiert.

Gemeinschaft

Die Gemeinschaften der Diakonissen, Diakonie und Diakoninnen haben mehr als 150 Jahre das Erscheinungsbild der Diakonie geprägt. Heute sind die Mitarbeitende der Diakonie sind Teil unserer religiös und weltanschaulich pluralen Gesellschaft. Gerade deshalb ist die Frage nach dem gemeinsamen Geist, aus dem Menschen in der Diakonie handeln, lebendig.

Unternehmerisch

Diakonie handelt unternehmerisch. Im 19. Jahrhundert begannen Männer und Frauen etwas gegen die Nöte ihrer Zeit zu unternehmen. Sie gründeten Krankenhäuser, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Heime für verwahrloste Kinder u.a.m. Diakonische Einrichtungen sind heute Mitbewerberinnen am Gesundheits- und Sozialmarkt und unterliegen den Anforderungen wirtschaftlichen Handelns. Innovation und Tradition sind in der Diakonie eng verknüpft.

Nächstenliebe

„Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten, wie dich selbst.“ Dieses Gebot ist sehr alt und doch aktuell. Es hat seine Wurzeln in der jüdischen Tora und wird im Neuen Testament zum Inbegriff der Weisung Gottes.

2000

Diakonie hat eine 2000-jährige Geschichte und fand im Wandel der Zeit immer neue Gestalten. Die ersten christlichen Gemeinden wählten aus ihrer Mitte Menschen, die sich um bedürftige Gemeindeglieder kümmerten. Mit dem Amt des Diakons – später auch der Diakonisse – schufen sie eine Institution, die den Anspruch des Liebesgebots umsetzt. Hier liegen die Ursprünge der organisierten Diakonie.

Evangelisch

Diakonie ist eine kirchliche Organisation, die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen. Diakonisches Handeln ist Ausdruck des Evangeliums, der „guten Nachricht“ der Liebe Gottes für die Welt.

Diakonie ist eine Wissenschaft für sich.

Diakonische Arbeit wird zwar nach wie vor von Kirchengemeinden geleistet. Aber seit dem 19. Jahrhundert haben sich teils große diakonische Unternehmungen entwickelt, die in Organisation und Struktur wie Wirtschaftsunternehmen agieren. Die Rahmenbedingungen der Sozialpolitik und des Sozialmarkts, Finanz- und Personalmarkt u.a.m. stellen diakonische Einrichtungen vor vielfältige Herausforderungen. Hinzu kommen gesellschaftliche Veränderungen wie die zunehmende Individualisierung und Pluralisierung von Religion und Weltanschauung, und der Relevanzverlust der Kirchen, sowie die Veränderung sozialer Notlagen wie die wachsende Zahl alter Menschen oder Armutsphänomene in Teilen der Gesellschaft. Als hybride Organisationen, die sich zwischen Markt, Staat, Gesellschaft und Kirche bewegen, bedürfen Unternehmen der Diakonie der Reflexion und Selbstvergewisserung.

Diakonie agiert in vielfältigen Spannungsfeldern.

Diakonische Einrichtungen sind Mitbewerber am Markt und unterliegen den Anforderungen wirtschaftlichen Handelns. Im diakonischen Arbeitsalltag entstehen zwangsläufig Widersprüche und Zielkonflikte zwischen diakonischen Idealen und fachlichen Ansprüchen einerseits und den wirtschaftlichen Vorgaben und Zielsetzungen andererseits.

Diakoniewissenschaft erforscht diakonisches Handeln in den Spannungsfeldern der Gesellschaft und des Staates, reflektiert Fragestellungen des Managements und bietet Orientierungswissen für die Leitung diakonischer Organisationen.

Diakonie ist als christliche Organisation begründungsbedürftig.

Mitarbeitende der Diakonie sind Mitglieder einer religiös und weltanschaulich pluralen Gesellschaft. Anderen Menschen helfen zu wollen, ist ein wesentliches Motiv für ihre Berufswahl, aber kein spezifisch christliches.

Diakoniewissenschaft fragt nach dem spezifisch Christlichen in wirtschaftlich arbeitenden Sozialunternehmen, diskutiert das Miteinander von Diakonie und Kirche und unterstützt diakonische Organisationen, sich ihrer christlichen Identität zu vergewissern.

Diakonie zu erforschen, braucht einen interdisziplinären Blick.

Um die vielfältigen Phänomene und Problemstellungen diakonischer Werke und Unternehmen zu erforschen und Theorien zu bilden, werden diverse Wissenschaften herangezogen, unter anderem Ökonomie und Theologie, Geschichts- und Sozialwissenschaften. Diakoniewissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler gehören unterschiedlichen Professionen an, sie sind beispielsweise BetriebswirtInnen, TheologInnen, oder VertreterInnen einer der Fachdisziplinen: Sozialarbeit, Pädagogik, Pflegewissenschaften u.a.m.

Diakoniewissenschaft ist in diakoniewissenschaftlichen Instituten verortet, an theologischen Fakultäten und evangelischen Fachhochschulen.

Ein Unternehmen der Diakonie leiten heißt Vielfalt managen.

Diakonische Unternehmen zu leiten, erfordert betriebswirtschaftliche und juristische Kompetenz ebenso wie Fachwissen in Medizin, Pflege, Pädagogik, Psychologie etc., und dazu – selbstverständlich – Theologie. Multirationales Management bezeichnet die Notwendigkeit, Entscheidungen mehrperspektivisch zu begründen, indem alle relevanten Perspektiven einbezogen werden. Multirationalität erfordert eine Verständigung unter den Fachdisziplinen, die hinsichtlich ihrer Denkstrukturen, ihrer Werte und Wertegrundlagen verschieden sind.

Unternehmen der Diakonie brauchen Management mit integrierter Theologie.

Unternehmen in christlicher Trägerschaft sind Wertvorstellungen verpflichtet, die im christlichen Glauben begründet sind. Dies erfordert einen Managementansatz, der nicht ausschließlich betriebswirtschaftlich ausgerichtet ist, sondern die Ausrichtung an christlichen Vorstellungen integriert und die Reflexion von Spannungsfeldern ermöglicht.

Theologie findet ihren Platz auf verschiedenen Ebenen eines Unternehmens: Auf der Ebene des Managements lässt sie sich im Bereich des normativen Managements verorten und sie arbeitet an der Formulierung der Unternehmensphilosophie und -Strategie mit.

Im Bereich der diakonischen Dienstleistung reflektiert Theologie ethische und existenzielle Fragen, die sich im Alltag diakonischer Arbeit ergeben. Ihr Praxisfeld sind die Seelsorge für KlientInnen und MitarbeiterInnen, Gottesdienste, sowie Bildungs- und Beratungsangebote.

Diakonische Einrichtungen machen christliche Wertvorstellungen erlebbar.

Die Ausrichtung an christlichen Grundlagen soll sich für Klientinnen und Klienten ebenso wie für Mitarbeitende positiv bemerkbar machen. Woran ein ‚diakonisches Profil‘ erkannt wird, und wie sich eine ‚diakonische Kultur‘ in einer Einrichtung gestalten lässt, wird in Diakoniewissenschaft und diakonischen Unternehmen diskutiert.

Diakonie leistet einen Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität und Entwicklung.

Mit ihren Diensten leistet Diakonie einen Beitrag zum Leben in der Gesellschaft.  Mit ihrer politischen Arbeit zielt Diakonie auf die Gestaltung der Lebensbedingungen für benachteiligte Menschen in diesem Land.

Diakoniewissenschaft reflektiert gesellschaftliche Diskurse um gutes Leben und gutes Sterben, um soziale Gerechtigkeit und Teilhabe benachteiligter Gruppen. Sie unterstützt AkteurInnen der Diakonie ihre Überzeugung in diesen Diskursen zu positionieren.

Literatur / Links

Diakoniewissenschaft

Norbert Friedrich, Klaus Baumann, Christian Dopheide u.a. (Hg.),
Diakonie-Lexikon, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016

Matthias Benad, Martin Büscher, Udo Krolzik (Hg.),
Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Interdisziplinarität, Normativität, Theorie-Praxis-Verbindung,
Reihe Diakoniewissenschaft / Diakoniemanagement, Band 1, Nomos-Verlag Baden-Baden 2015

Beate Hofmann, Martin Büscher (Hg.),
Diakonische Unternehmen multirational führen. Grundlagen – Kontroversen – Potentiale,
Reihe Diakoniewissenschaft / Diakoniemanagement, Band 10, Nomos-Verlag Baden-Baden, 2017